Windpark vor Borkum. Gemeinsam mit sieben europäischen Partnern will die Nordseeinsel herausfinden, wie sich regenerative Energie dezentral speichern lässt. Foto: Pixabay

Der Klimawandel schreitet voran – unaufhaltsam.

Stürme, Hochwasser, Dürren und andere Wetterextreme häufen sich weltweit. Deutschland wird seine Klimaziele für 2020 nicht einhalten können. Im Vergleich zu 1990 sollten im kommenden Jahr 40 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Realistisch ist jedoch nur eine Ersparnis um 32 Prozent. Und auch das Ziel von 55 Prozent in 2030 ist mit den bisherigen Maßnahmen reines Wunschdenken.

Die Prozesse dauern  zu lange
Hier muss die Politik endlich Position beziehen, alle betroffenen Sektoren in die Verantwortung nehmen und der Industrie klare Ansagen machen. Dabei sollten Förderprogramme in Leben gerufen werden, die durch Forschung und Beraterprogramme den Technologiewechsel in den Unternehmen unterstützen, ohne dass Stellen abgebaut werden müssen.

Es geht auch anders
In Frankreich wird beispielsweise viel intensiver an Wasserstoff-E-Antrieben geforscht als hierzulande. Die Folge: Es gibt zahlreiche Produkte, die kurz vor der Serienreife stehen, wie etwa Wasserstoff-Fahrräder und mobile, flexibel einsetzbare Wasserstoff-Energiespeicher. Wir sollten diese Technologie nicht außer Acht lassen und den Fehler machen allein auf Akkuspeicher zu setzen.

Fahrrad mit Wasserstoffantrieb aus Frankreich. Foto: Pragma Industries

Die Politik muss handeln
In Diskussionsrunden mit Politikern und Vertretern der Industrie zeigen beide Seiten viel Verständnis für die Sorgen der Menschen um das Voranschreiten des Klimawandels. Ein Handlungsbedarf wird stets von allen betont. Allerdings zeigen viele gerne erst einmal auf die anderen. Gerade hier bei uns in Hamburg wird der schwarze Peter gerne zwischen den Autolobbyisten und der Hafenwirtschaft hin und her geschoben. Dabei geht es nicht um entweder oder. Vielmehr muss parallel und vor allem zeitnah gehandelt werden.

Schade ist vor allem auch, dass der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) nach einer erfolgreichen Testphase mit Wasserstoff betriebenen Bussen, keinen Hersteller gefunden hat, der diese Busse in Serie produziert. Hier müssen wir Forschungsanreize setzen.

Die großen Schritte der Kleinen
Und auch in Sachen Energiespeicher kann auf kommunaler Ebene gehandelt werden. Hier sollte unbedingt auf unterschiedliche Technologie gesetzt werden.
Eine Vorreiterrolle nimmt hier etwa die Nordseeinsel Borkum ein. Sie plant, bis 2030 völlig emissionsfrei zu werden. Wie das funktioniert? Der stellvertretende Bürgermeister Frank Pahl sieht seine Insel als eine Art Mikrokosmos, in dem innovative Projekte getestet werden können. Dazu gehört ein neues Carsharing-Modell für die Bewohner mit Fahrzeugen die elektronisch oder durch Wasserstoff angetrieben werden. Des Weiteren haben die Stadtwerke eine Bildungsoffensive gestartet, die den Inselkindern den Sinn von Müllvermeidung näher bringen soll. Und nicht zuletzt läuft derzeit ein Forschungsprojekt zum Thema dezentrale Speicherung von regenerativer Energie.
Das Beispiel Borkum zeigt, dass es möglich ist, Kommunen emissionsfrei zu gestalten – wenn man nur wirklich will.