Wir brauchen den Hamburger sozialen Mix zur Stärkung des Zusammenhalts in unserer Stadtgesellschaft

Wenn 50% der Stadtgesellschaft einen Anspruch auf sozial geförderten Wohnraum hat, und netto deutlich unter 30% des Neubaus in den letzten Jahren für den sozialen Wohnungebau bereitgestellt wurden, dann sehen wir einen gravierenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum und derzeit ca. 50.000 wohnungslose Menschen.

Denn nicht alle genehmigten Wohnungen wurden gebaut. Bei kleineren Vorhaben unter 30 Wohnungen fallen zudem keine sozial geförderten Wohnungen ab, da die Vereinbarung aus dem Bündnis für das Wohnen, welches von der SPD Stadtentwicklungsbehörde als Mittel der Wahl gesehen wird, das klar nicht her gibt.

Zudem fallen ältere Wohnungen aus der Sozialbindung heraus, die vor einigen Jahrzehnten gefördert wurden. So sehen wir, dass die SPD Wohnungspolitik in Hamburg in großen Teilen dysfunktional ist.

Sagaquartier am Lüdersring in Hamburg-Lurup

Es gibt bestimmte Quartiere mit niedrigem sozialen Index, was bedeutet, dass die Menschen dort eine mehrheitlich geringe Kaufkraft und weniger Bildungschancen verfügen. Dort fehlt die soziale Durchmischung, denn da in vielen Neubaugebieten, wie oben beschrieben, zu wenig sozial geförderter Wohnraum gebaut wurde, kommen viele Menschen in Quartieren mit sehr günstigem Wohnraum und minderwertiger Bebauung unter. Das sind Quartiere mit zumeist älteren vielfach immer noch sanierungsbedürftigen BVE, Vonovia, Heimstaden und Saga Wohnblöcken. Einige werden schon so nach und nach saniert und verbessern immerhin die Nebenkostenbelastung.

Insgesamt fehlen in diesen Quartieren weiterhin Sozialräume und Gemeinschaftsprojekte. Diese werden mit RISE (Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung) nachentwickelt. Dennoch gibt es hier eine sozial homogene und damit keine gute soziale Durchmischung. Diese wäre jedoch wichtig, damit Menschen mit verschiedenen Möglichkeiten und Kaufkraft unterschiedliche Perspektiven und Diskussionsbeiträge in die Community einbringen können. Das wiederum führt zu einer Entschärfung von Extrempositionen in Gruppen.

Prof. Dr. Erika Spiegel schrieb schon 2001 dazu einen sehr empfehlenswerten Artikel mit dem Titel „Soziale Stabilisierung durch soziale Durchmischung“.

Schlussfolgernd bleibt festzustellen, dass Segregation, also fehlende soziale Durchmischung in Großwohnsiedlungen, durch fehlende Sozialwohnungen in gentrifizierten Wohnquartieren durch Neubau in den letzten Jahren weiter manifestiert wurde.

Daher ist der Drittelmix als demokratiefeidlich zu bezeichnen und durch einen flexiblen sozialen Mix zu ersetzen, der mindestens 50% sozial geförderten Wohnungsbau erreicht.

Lars Boettger

In Wien funktioniert die soziale Durchmischung deutlich besser, denn dort werden grundsätzlich 2/3 der neuen Wohnungen als preiswerte Genossenschafts- und Sozialwohnungen bereitgestellt. In Schweden gibt es sogar 80% der Wohnungen als günstige Genossenschaftswohnungen mit einem breiten Angebot an gemeinschaftlichen Aktivitäten.

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