Auf meiner Skandinavienreise schaue ich nach interessanten Bestands- und Neubauquartieren. Die letzte Station ist København, hier fiel mir bei der Recherche besonders die vor einigen Jahren erst abgeschlossene Entwicklung des Krøyers Plads und die Neuentwicklung der gegenüberliegenden Papierinsel, die sich noch im Bau befindet, auf. Auf einer Rundfahrt – natürlich mit dem Rad – auf dieser unglaublich gut ausgebauten Fahrradinfrastruktur fielen mir die bereits begonnenen pyramidenartigen Gebäude auf der Papierinsel sofort von einer der entfernteren Hauptstraße aus ins Auge. Ich stattete dem Projekt des Büro Cobe, von dem übrigens auch der benachbarte Kroyers Plads profitiert, einen spontanen Besuch ab. Ich widme diesen Quartieren einen eigenen Beitrag.
Das ausführende Büro schreibt auf ihrer Website: „Der Standort Krøyers Plads war mehr als ein Jahrzehnt ein architektonisches und politisches Schlachtfeld. Im Laufe der Jahre haben lokale Organisationen und Politiker fünf Architekturvorschläge aus verschiedenen Gründen abgelehnt, bis der endgültige Bauentwurf von Cobes und Vilhelm Lauritzen Architects für diesen wunderschönen historischen Ort am Hafen von Christianshavn genehmigt wurde. Der Entwurf basiert auf einem hyperdemokratischen und kontextuellen Ansatz – einem architektonischen Storytelling, der darauf abzielt, durch den Dialog mit der lokalen Gemeinschaft eine sinnvolle und umfassende Ergänzung zu schaffen. Anstatt einen neuen Gebäudetyp zu konzipieren, ist Krøyers Plads eine Neuerfindung des an das Gelände angrenzenden Industrielagers. Der neue Krøyers Plads besteht somit aus drei Wohnlagen, die sich in die bestehende Umgebung einfügen und auf den Erkenntnissen der in der Nachbarschaft lebenden Einheimischen basieren.“ (Text übersetzt, Original von Büro Cobe) Auszug aus der Beschreibung eines der ausführenden Büros Cobe, auf deren Website https://www.cobe.dk/place/kroyers-plads
Was in skandinavischen Städten auffällt, sind die vielen beleuchteten Durchwegungen und Plätze in den Quartieren. Auch hier wurde an die Sicherheit der Menschen in den monatelang dunklen Jahreszeiten gedacht. Eine Verträglichkeit mit der Tierwelt kann durch bestimmte Beleuchtungsmodelle hergestellt werden, auf den Artenschutz muss dabei unbedingt geachtet werden. Niedrige Beleuchtungen und Strahler, die eher nach unten gerichtet beleuchten, reduzieren unnötige Lichtverschmutzung.
Gegenüber entstehen die Pyramidenhäuser mit einer 5.000 m² großen Badeanstalt. Diese in dem Gebiet anzubieten, ist ein guter Impuls, wenn sie auch für weniger kaufkräftige Kund*innen gedacht ist. Zwar ist die Bauweise beeindruckend, doch gleichzeitig besorgniserregend eng und hochverdichtet. Es gibt im Erdgeschoss viele galerieartige Ladenflächen. Im Inneren der Bebauung werden vermutlich Marktflächen für unterschiedliche Nutzungen geschaffen und das Quartier eher auf eine innere, geschlossene Nutzung abzielen. Einige pontonartige Flächen zum Wasser hin sollen einen fließenden Übergang nach außen darstellen und die Wasserfläche aufnehmen. Dort wird dann der außenliegende Aufenthalt ermöglicht. Ein Besuch nach Fertigstellung wäre reizvoll, um festzustellen, wie sich das dort dann anfühlen mag.
Auszug aus der Beschreibung der Projektentwicklerin zur Neuentwicklung auf der gegenüberliegenden Papierinsel: „Auf Papirøen (Papierinsel) wurden früher riesige Rollen Papier von Frachtschiffen angeliefert und in großen Hallen gelagert. Aus dieser Zeit hat die Papierinsel in Kopenhagen ihren Namen. Bis vor einigen Jahren war sie allerdings besser bekannt als Streetfood-Mekka, nachdem in die einstigen Lagerhallen die besten Fressbuden der Stadt eingezogen waren. Daneben gab es ein buntes Programm an Ausstellungen, Konzerten und Flohmärkten. Eine Zwischennutzung, die das in Kopenhagen ansässige Architekturbüro Cobe im Rahmen des Masterplans vorgesehen hatte. Papirøen war so erfolgreich, dass sie zur viertgrößten Sehenswürdigkeit der dänischen Hauptstadt avancierte.“
Die Quartiere sind über autofreie Brückenverbindungen mit ihren diversen Nachbarquartieren verbunden. Die folgende Karte gibt einen Überblick, wo in der Stadt sich diese Quartiere befinden.
Die Entwicklung der gegenüberliegenden Papierinsel beschreibt UBM als Projektentwicklerin in Gänze wie folgt auf ihrer Homepage nachzulesen: https://www.ubm-development.com/magazin/water-culture-house/
„Urbaner Ansatz – zwischen Stadtlandschaft und Wasserlandschaft
Das Projekt findet im größeren Bebauungsplan der Insel statt. Seine architektonische Form in einer Reihe von Pyramidenformen ist eine Reaktion auf die Masterplan-Richtlinie zur Arbeit mit dem Dachprofil von Christiansholm, bringt aber gleichzeitig seine einzigartige Identität zum Ausdruck. Was sich vom Rest des Masterplan-Gebäudes unterscheidet, ist, dass die Architektur keine einzelne Front hat, sondern in mehrere Richtungen ausgerichtet ist, sodass sie aus verschiedenen Richtungen leicht erkennbar und zugänglich ist. Es soll einen spontanen, offenen und greifbaren Ort bieten, der die Erinnerung an die lebendige und dynamische Natur der heutigen Papierinsel in sich trägt. Unter Ausnutzung der im Masterplan definierten markanten Ecklage des Projekts wird die Ebene des Erdgeschosses vom Innen- zum Außenbereich und zum Meer in einer einzigen Geste gestaltet. Durch die Terrassen- und Kaskadengestaltung der Grundebene entsteht eine ausgedehnte, kontinuierliche Wahrnehmung der Wasseroberfläche vom Innenbereich bis zum Hafen. Unser Design versucht, den Rand abzumildern und aufzulösen und das Gefühl der Grenzen des Landes zu verwischen.“ (Text übersetzt, Original Kengo Kuma)
Auszug aus der Beschreibung eines der ausführenden Büros Kengo Kuma, auf deren Website: https://kkaa.co.jp/en/project/waterfront-culture-center/