In städtischen Metropolen spielen Bäume eine entscheidende Rolle, die weit über ihre erhabene Erscheinung hinausgeht. Ihre Blätter fangen schädliche Partikel und Stickoxide aus der Luft ein und entlassen eine Brise der Erneuerung in die Atmosphäre. In den von Bäumen gesäumten Straßen sinken die gesundheitsschädlichen Substanzen bemerkenswert.
Besonders in den heißen Sommermonaten werden sie zu wahren Rettern. Durch die Verdunstung von Wasser kühlen sie die Umgebung ab. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, den Wasserkreislauf in Balance zu halten. Ein einzelner ausgewachsener Baum kann stolze 40.000 Liter Wasser im Bereich seiner Wurzeln speichern.

Doch nicht nur das: Während die Stadtmaschinerie in ihrer Hektik tobt, verlangsamen die Bäume den Verkehr und wirken somit als natürlicher Schutz vor Unfällen. Auch dienen sie einer Vielzahl von Tierarten, darunter Insekten, Vögel, Eichhörnchen und Fledermäuse, als Brutstätte und Rückzugsort.
Tatsächlich weisen Stadtbäume erkennbare Gemeinsamkeiten mit unserer Kritischen Infrastruktur auf. Während Letztere die Versorgung mit Energie, Wasser, Kommunikation und Transport gewährleistet, sorgen die Bäume dafür, dass die Luft gereinigt und die Hitze kontrolliert wird und die Stadt ein gesunder Ort zum Leben bleibt. Sowohl Kritische Infrastruktur als auch Stadtbäume müssen widerstandsfähig sein, um den Bedrohungen durch Naturkatastrophen, Klimawandel und Gesundheitsgefährdung standzuhalten.
Trotz all ihrer unbestreitbaren Vorzüge sinkt der Bestand an Stadtbäumen. Die wachsende Verkehrsbelastung, die ständigen Wartungsarbeiten, die bedrohliche Umweltverschmutzung, die versiegelten und vergifteten Böden, der begrenzte Wurzelraum, der Mangel an Nährstoffen, Pilz- und Schädlingsbefall, salzige Winterstraßen sowie die Lädierungen durch Bauarbeiten stellen eine ernsthafte Bedrohung für die grünen Riesen dar.
Bei baugenehmigungsrelevanten Verfahren werden baumschutzrechtliche Überlegungen zwar grundsätzlich in die Prüfung einbezogen. Dennoch haben diese Überlegungen im Allgemeinen nicht vorrangige Bedeutung gegenüber dem üblichen Baurecht.
In Europa erreichen die meisten Stadtbäume ein Alter von nur 20 bis 30 Jahren, was ihre volle ökologische Wirkung erheblich einschränkt.
Das Fällen verursacht Verluste, deren Wiedergutmachung Jahrzehnte in Anspruch nimmt. Um eine Tonne CO2 binden zu können, benötigt eine Buche etwa 80 Jahre Wachstum. Man kann demnach davon ausgehen, dass wir jedes Jahr etwa 80 Bäume pflanzen müssten, um insbesondere in deren ersten Lebensdrittel eine einzige Tonne CO2 kompensieren zu können. Daher ist es höchste Zeit, unsere Stadtbäume als das zu betrachten, was sie sind: Kritische Infrastruktur.

Diese Maßnahme würde ihre Wartung und ihren Schutz stärken, ihre Langlebigkeit sicherstellen und ihre Bedeutung für unsere Umwelt und Lebensqualität offiziell anerkennen. Denn sie sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern eine essenzielle Säule unseres urbanen Lebens.
Mögliche Maßnahmen zu mehr Schutz für den bestehenden und den SOLL-Baumbestand:
- Definition von kritischer Infrastruktur anpassen, um einen SOLL-Baumbestand zu ermitteln und Finanziell zu ermöglichen
- Überarbeitung der Hamburgischen Baumschutzverordnung (BaumschutzVO)
- Stadtbäume als unverzichtbares Micel zur Redukdon von Schadstoffen in der Luft, Regulation des Mikroklimas, Entlastung des städdschen Wasserkreislaufs und Lebensraum vieler Tierarten anerkennen
- Pflege von Stadtbäumen stärker priorisieren, um ihre Funktonalität und Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten
- Aufgabenspektrum des Zentralen Katastrophendienststab (ZKD) Hamburgs um den Schutz von Stadtbäumen erweitern, da diese Stabilität und Abmilderung der Auswirkungen im Falle von Naturkatastrophen bieten
- Gefährdung der Stadtbäume mildern durch Erweiterung der Baumscheiben, langfrisdge Bepflanzung mit Bodenbedeckern sowie Rückführung von versiegelten Wegen und Plätzen
- Konzept der Schwammstadt in die Stadtplanung integrieren, Blau-Grüne Infrastruktur in Bebauungsplänen ausweisbar machen
- Adaption von vielversprechenden Projekten anderer Städte, wie das Tree-life-Verfahren (Bodenverdichtungen lösen) aus Hannover, das Arborcheck-Verfahren (Baum-Monitoring) aus Frankfurt a. M. oder BaKIM (Vorhersagung von Schäden und Krankheiten) aus Bamberg
Die Langversion mit Quellenangaben zum Thema Stadtbäume und ihrer Bedeutung für den urbanen Raum steht hier um Download bereit:
Recherche, Fotos und Text Marlene Apel, Lars Boettger